Vatikan: Intern. Konferenz gegen Menschenhandel

Vom Montag den 8. bis Donnerstag den 11. April 2019 fand im Vatikan eine internationale Tagung gegen den Menschenhandel und moderne Sklaverei statt. Dabei rief Papst Franziskus dazu auf, das Übel des Menschenhandels durch immer gezieltere Zusammenarbeit der weltlichen und religiösen Institutionen zu bekämpfen. In seinen Überlegungen ging Franziskus von den von Johannes überlieferten Worten Jesu aus, in denen, so der Papst, „die Mission Jesu Christi zusammengefasst ist“: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.“ (Joh 10,10).

„Die derzeitige Welt ist leider auf traurige Weise durch Situationen charakterisiert, die die Erfüllung dieser Mission behindern“, betonte der Papst. Bei ihrem Treffen haben die Teilnehmer an der Konferenz unter anderem über die Umsetzung der pastoralen Richtlinien zum Menschenhandel beraten, die von der Sektion Migranten und Flüchtlinge des vatikanischen Dikasteriums für ganzheitliche menschliche Entwicklung im Januar 2019 herausgegeben worden waren. In diesen werde festgestellt, dass in der heutigen Zeit Individualismus und Egozentrismus zunehmen, was zur Folge habe, dass Menschen nur mehr rein nach ihrem Nutzen bewertet würden.

„Es handelt sich im Grunde um die Tendenz, die anderen zur Ware zu degradieren. Unter den dramatischsten Auswirkungen dieser allgemeinen Kommerzialisierung muss man den Menschenhandel sehen. Dieser stellt in seinen vielfältigen Ausprägungen eine Wunde ,im Körper der heutigen Menschheit‘ dar, ein tiefliegendes Geschwür in der Menschlichkeit dessen, der ihn erleidet und der ihn betreibt.“ sagte der Papst. Der Menschenhandel verletze zwar die Würde und Freiheit seiner Opfer: „Aber zur gleichen Zeit verunmenschlicht er denjenigen, der ihn betreibt, und verwehrt ihm den Zugang zu einem ,Leben in Fülle‘. Und zu guter Letzt schädigt der Menschenhandel die Menschheit als Ganzes, indem er die Menschheitsfamilie und den Körper Christi zerreißt. Es bedeutet, sozusagen die Treppe hinabzusteigen und zu Monstern zu werden.“, so die Worte von Papst Franziskus.

Letztlich sei jeder von uns durch Gott zu dem Zweck geschaffen worden, „zu lieben und sich um den anderen zu kümmern“, erläuterte der Papst weiter: „Deshalb ist jede Entscheidung, die der Realisierung des Projektes von Gott für uns entgegensteht, ein Verrat an unserer Menschlichkeit und ein Verzicht auf das ,Leben in Fülle‘, das Jesus Christus bietet.“

Der Menschenhandel besitze alle Charakteristiken, um als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet zu werden, unterstrich Franziskus weiters. Dies schließe gleichzeitig all diejenigen Schandtaten ein, mit denen die Würde oder die Freiheit eines Menschen verletzt würden, sei dieser nun ein Landsmann oder anderer Herkunft.

Netzwerke von Ordensfrauen im Kampf gegen den Menschenhandel

Der Papst würdigte in seiner Ansprach auch den Einsatz der Konferenz-Teilnehmer gegen den Menschenhandel. Sie behalten nicht nur die eigene Menschlichkeit, sondern auch die der anderen im Blick, was auf einer Linie mit der Mission der Kirche als Weiterführung des Heilsauftrags Jesu stünde, hob Franziskus hervor. Ihre Anwesenheit sei ein greifbares Zeugnis dafür, wie viele Ortskirchen sich „großzügig“ in diesem pastoralen Bereich engagierten, so der Papst: „Die zahlreichen Initiativen, die euch an vorderster Front dabei sehen, Menschenhandel zu verhindern, Überlebende zu beschützen und die Schuldigen zu verfolgen, sind bewundernswert. Ich fühle, dass ich den vielen Kongregationen, die als Vorreiter der missionarischen Aktion der Kirche gegen jede Art von Menschenhandel gearbeitet haben und noch arbeiten – und dabei auch Netzwerke geschlossen haben – einen besonderen Dank aussprechen muss“, unterstrich Franziskus mit Blick auf die zahlreichen Initiativen, die insbesondere durch Ordensfrauen angestoßen wurden und mittlerweile weltweite schlagkräftige Netzwerke entwickelt haben.

Trotzdem – eine stärkere Zusammenarbeit ist nötig

„Viel ist schon getan worden und wird getan, aber vieles bleibt auch noch zu tun. Gegenüber einem so komplexen wie dunklen Phänomen wie dem Menschenhandel ist es grundlegend, die Zusammenarbeit der verschiedenen pastoralen Initiativen zu koordinieren, sowohl auf lokaler wie auch auf internationaler Ebene,“ ermunterte der Papst seine Gäste zu einem immer intensiveren Erfahrungsaustausch, um die einzelnen Anstrengungen zu bündeln. Dabei seien Herkunftsländer genauso wie Transit- und Zielländer der gehandelten Menschen in den Blick zu nehmen.

Doch für einen erfolgreichen Kampf der Kirche gegen das Phänomen brauche es auch die Hilfe politischer und sozialer Akteure, erinnerte Franziskus: „Die strukturierte Zusammenarbeit mit Institutionen und anderen Organisationen der Zivilgesellschaft wird eine Garantie für einschneidendere und dauerhaftere Ergebnisse sein,“ betonte er angesichts des auch risikobehafteten und oft anonymen Einsatz der Helfer gegen Menschenhandel, bevor er die Teilnehmer mit seinem Segen und der Bitte um Fürsprache durch die heilige Josephine Bakhita entließ.

Quelle: Christine Seuss – Vatikan News

 

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