Aktion Ware Mensch, Michaelerplatz 2013

Heute ist EU-Tag gegen Menschenhandel. Die salvatorianischen Gemeinschaften haben bereits gestern, am 17. Oktober 2013, am Michaelerplatz in Wien auf die in Österreich verbreitete Form des Menschenhandels aufmerksam gemacht: den Frauenhandel in die Zwangsprostitution. Und gezeigt, was Ordensfrauen tun können, um den Opfern beizustehen.

Es gibt viele Formen von Menschenhandel. Wie viele Opfer es weltweit gibt, darüber gibt es nur grobe Schätzungen. Es sind jedenfalls Millionen Menschen. Die UNO rechnet mit 500.000 Menschenhandels-Opfern allein in Europa. Für Österreich liegen keine Schätzungen vor. Fest steht, dass Österreich sowohl als Zielland für Menschenhandel, wie auch als Umschlagplatz bei Menschenhändlern beliebt ist. Die häufigste Form des Menschenhandels hierzulande ist Frauenhandel in die Zwangsprostitution.

Importierte Frauen sind billiger

Wiederum sind es nur fundierte Schätzungen, aber diese gehen davon aus, dass mittlerweile bis zu 90% aller Prostituierten in Österreich zwangsweise in diesem Gewerbe tätig sind. Der Preisdruck nach unten ist stark. Importierte Frauen sind billiger. Der Preis dafür ist unermessliches Leid. Unter falschen Versprechungen machen sich Frauen auf ins Ungewisse, um für ihre Familie zuhause Geld zu verdienen. Als Kellnerin, Haushaltshilfe oder Reinigungsfrau, so die Vorstellung der Wagemutigen. Doch der Traum wird sehr oft zum Albtraum, die Wirklichkeit des Geldverdienens sieht anders aus. Für den Fall, dass die Frau Probleme machen sollte, wird ihrer Familie zuhause Böses angedroht. Die Falle hat zugeschnappt.

Elend in „neuen“ EU-Ländern ist Nährboden für Menschenhandel

„Die in Österreich festgestellten Opfer des Menschenhandels zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung stammen überwiegend aus den ’neuen EU-Ländern‘ und hier vorwiegend aus Bulgarien und Rumänien. Aber auch Staatsbürger aus den unmittelbaren Nachbarländern wie Ungarn, Slowakei und Tschechien zählen zu den Top-Herkunftsnationen. Das Top-Herkunftsland von Opfern aus Drittstaaten in der sexuellen Ausbeutung ist wie bereits in den vergangenen Jahren Nigeria.“ Klare Worte stehen im letzten Sicherheitsbericht 2011 des Bundeskriminalamtes.

Mädchen brauchen Bildung

Klare Worte findet dazu auch die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden, Sr. Beatrix Mayrhofer: „Solange Menschen in Armut leben, wird es welche geben, die bereit sind, alles zu riskieren, um ihrem Elend zu entkommen. Solange es zu wenige Bildungschancen für viele Mädchen gibt, wird sich dieses Elend nicht von selbst auflösen. Soziale Sicherheit in den Herkunftsländern und Mädchenbildung sind Schlüsselvoraussetzungen dafür, dass Menschenhändler nicht mehr so leichtes Spiel haben. Wer jetzt vom Menschenhandel profitiert, hat durchaus Interesse daran, dass sich an der Situation in den Herkunftsländern nichts ändert. Und noch etwas ist wichtig: Menschenhändler verdienen unvorstellbar viel Geld mit ihrem Geschäft, weil es Nachfrage gibt. Und zwar bei uns. Freier sind mitschuld am Elend der Frauen. Auch, wenn einzelne versuchen zu helfen, wenn sie erst einmal verstehen, was da läuft. Das ist leider die Ausnahme.“

Menschenhandel in Österreich ist ein großes Tabu

Am Michaelerplatz wurde heuer schon das dritte Mal zum Tag gegen Menschenhandel auf dieses Tabuthema hingewiesen. Mit Kurzfilmen zum Thema, Zeitungsausschnitten und Informationsmaterial warb der von Frauenorden getragene Verein Solwodi gemeinsam mit anderen NGO’s für mehr Interesse vonseiten der Öffentlichkeit. Denn viele wollen von dem Thema lieber gar nichts wissen. „Als wir das erste Mal diesen Infostand aufgestellt haben, haben viele einen großen Bogen um uns gemacht“, erzählt Sr. Patricia Erber, Obfrau von SOLWODI Österreich. „Aber immer mehr Menschen tasten sich an das Thema heran. Manche haben sogar vom Stand gehört und kommen extra her, um sich zu informieren.“

Opfer brauchen Unterstützung, keinen neuen Zwang

SOLWODI Österreich bietet Frauenhandelsopfern eine Unterkunft, die sie sogar mit Kind(ern) beziehen können. SOLWODI verlangt nicht, dass die Frauen vor der Polizei gegen ihre Peiniger aussagen. „Wenn sie erzählen wollen, erzählen sie“, sagt Sr. Patricia. „Aber das dauert oft sehr lange, bis sie so weit sind. Wenn überhaupt. Die Frauen zum Reden zu drängen, könnte zu einer Retraumatisierung führen.“ SOLWODI Österreich hilft den Frauen auch bei Behördengängen, bei der Bewältigung des Lebensalltags, beim Deutschlernen, bei der Arbeitssuche oder bei der Rückkehr ins Heimatland. Ziel ist, dass die Frauen selbständig leben können und sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Anders als bisher. Das gelingt nicht immer. „Manche Frauen verlässt auf dem schweren Weg in die Selbständigkeit einfach die Kraft. Sie ziehen dann wieder bei einem „Freund“ ein und schlittern zurück in den Teufelskreis.“

Quelle: 
http://www.ordensgemeinschaften.at/903-ordensfrauen-gegen-frauenhandel-in-oesterreich

Link zum unisono flashmob: 
https://www.dropbox.com/sh/4ow99ljr9pj7rjh/jE9gaZ7rGl#lh:null-DSCN1327.MOV

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