Zwangsprostitution

Weltweit verkaufen Kinder, Jugendliche, Frauen aber auch Männer ihren Körper. Für ihre erbrachten sexuellen Dienste erhalten jedoch oftmals nicht sie selber das Geld, sondern ihre Peiniger. In vielen Staaten ist Prostitution legal, solange sie von Erwachsenen ausgeführt wird. Allerdings erfolgt diese Tätigkeit in allen Ländern nur in den seltensten Fällen freiwillig.

Wenn man den Begriff „Zwangsprostitution“ bei Google eingibt findet man zahllose Presseberichte zu diesem Thema. Ein Artikel von Susanna Andrick aus dem etablierten Medium „Die Zeit“ erzählt von einer ehemaligen Zwangsprostituierten, die klar sagt: „Wirklich freiwillig ist niemand Prostituierte“. Im selben Artikel kommt Detlef Ubben, ehemaliger Chefermittler im Bereich Menschenhandel und Zwangsprostitution, zu Wort. Er schätzt, dass bis zu 95% (!) der Prostituierten Hamburgs nicht freiwillig arbeiten. Zu einer nahezu identen Zahl kommt eine NGO in einer anderen Großstadt, nämlich in Wien. Dort findet man eine Statistik, die besagt, dass lediglich 11% der Prosituierten wirklich freiwillig arbeiten. Man darf davon ausgehen, dass die Zahlen in anderen Städten ähnlich aussehen, sofern diese denn überhaupt erhoben werden.

Im März 2013 wird ein in Niederösterreich aufgedeckter Fall der Zwangsprostitution von mehreren Medien aufgegriffen. In diversen Presseberichten hieß es, dass „… Ermittler eine Zunahme von erzwungener Sexarbeit in illegalen Etablissements feststellen“. Diese Fälle seien „gar nicht so ungewöhnlich“, so Oberst Gerald Tatzgern vom Bundeskriminalamt. Der Ermittler betont, dass selbst in legalen Etablissements die Frauen nicht zwangsläufig freiwillig arbeiten würden. Frauen hätten teilweise bis zu 60 Kunden am Tag. Wie freiwillig ist Prostitution wirklich? Wo verläuft die Grenze der Freiwilligkeit und – vor allem – wer legt diese Grenze fest?

Viele Frauen, die der Prostitution nachgehen, stammen aus desolaten Familienverhältnissen. Manche wurden misshandelt, andere von der eigenen Familie verkauft. Nicht selten wollten die Frauen, die später in einem Bordell arbeiten, der eigenen Familie im Herkunftsland finanziell helfen und dem Elend entfliehen. Oftmals werden diese Frauen (und leider auch Kinder) durch falsche Versprechungen in fremde Länder gelockt. Aus verschiedenen Quellen geht hervor, dass Prostituierte nur aufgrund von Drohungen und Gewalt diese Tätigkeit ausüben. Die Frauen fürchten ihre Peiniger und brauchen Geld. Man erkennt schnell, dass Prostitution eben nur in den seltensten Fällen „freiwillig“ passiert. Hinzu kommt, dass viele der Opfer noch sehr jung sind. Ein Bericht in der Zeitung „Die Welt“ machte auf die erschreckende Tatsache aufmerksam, dass von den 650 Opfern, die 2011 in Deutschland entdeckt wurden, mehr als jedes zehnte Opfer zwischen 14 und 17 Jahren alt war.

Es drängt sich die Frage auf, wie man Betroffene dieses Verbrechens besser schützen und die Täter effektiver verfolgen kann. Wege diesem Ziel näher zu kommen sind sicherlich ein verbesserter Opferschutz, bessere medizinische Versorgung und der freie Zugang zu psychosozialen Betreuungsstätten in den einzelnen Zielländern. Die aktuelle Situation zu ändern bedarf allerdings eines ehrlichen politischen Willens in den betroffenen Ländern.

Wie lange müssen die zahllosen Opfer in der EU noch darauf warten, dass hier die fehlenden Entscheidungen getroffen werden? Hat die europäische Union einen Friedensnobelpreis wirklich verdient, wenn Verbrechen wie diese nicht energisch genug bekämpft werden? Man hat den Eindruck, dass für eine nachhaltige Trendwende leider bis dato noch immer nicht genügend Tatsachenberichte von Menschenhandel und Zwangsprostitution an die Oberfläche gedrungen sind. Es fehlt vielfach noch das entsprechende Bewusstsein hierfür in der Bevölkerung, es fehlt an Aufklärung, die uns alle wachrüttelt und diese Missstände erkennen lässt.

Korosec Lukas, Projektreferent SDS

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