Prekäre Arbeitsverhältnisse – Zusteller

BBC hat schwere Vorwürfe gegen Logistikfirmen in Europa erhoben, die unter anderem für Firmen wie Ikea, Lutz, DHL, etc. tätig sind. Dem Bericht des öffentlich-rechtlichen Rundfunksenders zufolge erhalten viele LKW-Fahrer bzw. Zusteller, die im Auftrag von namhaften Einzelhändlern oder für Subunternehmen von Logistikfirmen in Westeuropa unterwegs sind, Hungerlöhne von wenigen hundert Euro im Monat. Demnach werden die Mindestlohnregelungen umgangen, indem die Fahrer auf dem Niveau ihrer osteuropäischen Heimatländer angestellt werden, obwohl sie angeblich ausschließlich in westeuropäischen Ländern unterwegs sind. Manche Fernfahrer hausen teils monatelang in ihren Führerkabinen ohne regelmäßigen Zugang zu Toiletten oder fließendem Wasser, bzw. müssen immer auf Abruf bereitstehen. Auf der anderen Seite wird von den Unternehmen „teurer stationärer Lagerraum gespart“ und Waren kreuz und quer durch Europa gekarrt, weil dies angeblich günstiger ist.

Angesichts des Lohndumpings wächst auch in Österreich der Unmut auf heimischen Straßen und Autobahnen. Bei einer Befragung von 1.000 Transitfahrern aus Südosteuropa bekam die Verkehrsgewerkschaft Vida vor wenigen Tagen einen Einblick in die harte Realität der Lkw-Fahrer. Vier von fünf kochen täglich im Lkw ihr Essen und 70 Prozent waren seit über zwölf Wochen nicht mehr zu Hause.

Die Gewerkschaft hat in der Vergangenheit schon oft die Arbeitsbedingungen bei privaten Paketzustellern kritisiert. Hoher Arbeitsdruck, schlechte Bezahlung und prekäre Beschäftigungsverhältnisse sind Realität in der Branche. Selbstständige Zusteller werden von Subunternehmen oftmals pro ausgeliefertem Paket bezahlt, bei schlechter Auftragslage verdienen die Paketausfahrer so gut wie nichts. Für die Arbeiterkammer (AK) sind Paketzusteller, die als Ein-Personen-Unternehmen arbeiten, als Scheinselbstständige einzustufen, weil sie von einem Auftraggeber wirtschaftlich abhängig sind. Der deutsche Aufdeckungsjournalist Günter Walraff hatte schon im Jahr 2012 die Arbeitsbedingungen etwa beim deutschen Paketdienst GLS mit „moderner Sklaverei“ verglichen.

Nun soll ein europäischer Schulterschluss für eine Verbesserung sorgen: Österreich hat im Februar mit anderen EU-Staaten schärfere Kontrollen im Lkw-Verkehr vereinbart. Ziel ist es, das stark steigende Dumping bei Löhnen der Transportunternehmen zurückzudrängen. Die heimische Frächterbranche begrüßt das Vorhaben. Inwieweit dieses Papier die realen Gegebenheiten verändern wird, ist allerdings offen.

 

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